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Unsere Körperfrieden-Reise

Aktualisiert: 4. Juli

 

Mein Mann, unser Unternehmen und ich

Sebastian und ich haben uns vor fast 14 Jahren beim Psychologiestudium kennengelernt. Seit Ende 2010 sind wir ein Paar und seit 2018 sind wir verheiratet. Gemeinsam haben wir das Studium hinter uns gebracht, unsere Karrieren gestartet und uns in Führungspositionen hochgearbeitet. Und ebenso gemeinsam haben wir Mynd Shape gegründet, ein Online-Coaching- und Trainingsunternehmen, das Frauen dabei unterstützt, endlich Frieden mit ihrem Körper zu schließen. In diesem Blog-Post erzähle ich dir, wie unser gemeinsamer Weg in Richtung Körperfrieden begonnen hat, wo wir uns zwischenzeitlich auch immer mal wieder verirrt hatten, welche Learnings wir auf unserem Weg mitgenommen haben und wo wir heute stehen.

Wir haben Mynd Shape gegründet, weil wir in zahlreichen Gesprächen feststellen konnten, dass wir mit unseren Themen ganz und gar nicht alleine dastehen, sondern es vielen anderen Menschen ähnlich geht, wie es uns früher auch ergangen ist. Wenn man bei anderen aber nicht gezielt nachfragt, bemerkt man das vielleicht gar nicht und glaubt, mit den eigenen Herausforderungen alleine zu sein. Auch wir haben früher geglaubt, dass alle anderen ihr Essverhalten und ihre Gefühlswelt super im Griff haben und nur wir ständig mit diesen Themen kämpfen. Mittlerweile wissen wir, dass viele Menschen davon profitieren können, was wir uns hart erarbeitet haben. Wir möchten mit Mynd Shape Impulse setzen, die wir früher auch dringend gebraucht hätten, und wir möchten jeder Person Raum für ihre ganz persönlichen Themen geben. Denn bei all den Gemeinsamkeiten ist doch jeder Mensch einzigartig, steht an einem ganz anderen Punkt und erlebt ganz persönliche Herausforderungen.


Die Diätzeit: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Als wir uns 2010 kennenlernten, steckten wir beide noch tief in der Diätmentalität fest. Unser Leben spielte sich in zwei unterschiedlichen Modi ab. Modus 1 war die gute, brave und gesunde Zeit. Wir hatten gerade wieder einen neuen Abnehmplan gestartet und uns selbst und einander hoch und heilig versprochen, dieses Mal durchzuhalten, um endlich schlank und damit glücklich, gesund und zufrieden zu werden. Doch dieser Modus war leider nicht lange durchzuhalten und wechselte früher oder später in Modus 2: die Eskalation. Sebastian und ich sind absolute Genussmenschen und lieben es, zu essen. Nach Diätphasen, die jeweils von Verzicht und Durchhalten geprägt waren, wechselten wir also in den absoluten Schlemmermodus. Wir aßen, bis uns der Bauch weh tat, und erlebten eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle, bestehend aus rauschenden Endorphinen, lähmenden Schuldgefühlen, aber auch Gefühlen der Zusammengehörigkeit und besten Vorsätzen für die nächste Diätphase. So wechselten Modus 1 und Modus 2 im Wochen- oder Monatsrhythmus ab und wir hatten ständig das Thema Abnehmen und Essen in unseren Köpfen. Diese Zeit war nicht nur negativ. Das Essen war einfach eine große Gemeinsamkeit für uns, und es war schön, die Herausforderungen mit diesem Thema mit jemandem zu teilen. Sowohl die Momente neuer Pläne und großer Vorfreude als auch die Momente des Versagens und der Völlerei konnten wir als Paar erleben und das hat uns definitiv zusammengeschweißt. Doch irgendwann mussten wir uns eingestehen, dass wir uns im Kreis drehten. Weder hatte sich unser Gewicht nachhaltig in die gewünschte Richtung entwickelt, noch schienen die Themen Essen und Abnehmen jemals langfristig gelöst zu sein. Die Momente der Freude wurden seltener, die Verzweiflung größer, und nach jeder abgebrochenen Diät wurde der Eindruck stärker, dass wir hier auf einem ganz falschen Weg waren.


Frau isst Pizza und Nudeln in Restaurant draußen

Der heilige Gral: Intuitive Ernährung!?

Und dann kam die Lösung: Ich entdeckte die intuitive Ernährung und erlebte eine große Befreiung, als ich erste Erfahrungen damit machte. Plötzlich war es erlaubt, all die Speisen zu essen, die ich mir immer verboten hatte. Es war nicht nur erlaubt, das Essen dieser verbotenen Speisen war regelrecht ein Gebot. Ich erfuhr von der so genannten Honeymoon-Phase, in der man dem eigenen Körper das Essen all dieser bisherigen „Sünden“ regelrecht zumuten muss und das in den großen Mengen, die der Körper nach der langen Zeit der Entbehrungen verlangt. Die ersten Wochen des intuitiven Essens waren extrem. Endlich waren Pizza, Pommes und Schokolade wieder erlaubt, doch das bedingungslose Genießen dieser Köstlichkeiten war gar nicht so einfach. Die Angst, dadurch weiter Gewicht zuzunehmen, musste ausgehalten werden. Aber ich machte auch großartige Erfahrungen beim Erkennen meiner Sättigungsgrenze und beim Wiedererlernen meines Hungergefühls. Die jahrelange Diätvergangenheit hatte Spuren hinterlassen und mich ziemlich weit von den Signalen meines Körpers entfernt. Und es war wunderbar, endlich wieder mit dem Körper zusammenzuarbeiten und hier eine neue Vertrauensbasis aufzubauen. Ich hatte insgesamt das Gefühl, einen absoluten Gamechanger gefunden zu haben. Natürlich zog ich Sebastian in diese neue Welt hinein und durfte miterleben, wie auch er ähnliche Erfahrungen machte. Besonders erinnere ich mich an unsere Restaurantbesuche und an das fantastische Gefühl, endlich aus der Speisekarte genau die Speisen auszuwählen, auf die wir tatsächlich Lust hatten und nicht die Variante, die geschätzt die wenigsten Kalorien auf den Teller brachte. Sebastian und ich waren also begeistert davon, die Prinzipien der intuitiven Ernährung umzusetzen und feierten auch schnell erste Erfolge. Es gelang uns immer besser, unseren Hunger und unsere Sättigung wahrzunehmen und Verbote und Restriktionen abzulegen. Hatten wir also den heiligen Gral der Ernährungsform gefunden? Eine Zeit lang hätte ich das bejaht. Eine Zeit lang wollte ich unbedingt allen Menschen dieser Erde die intuitive Ernährung nahebringen, weil ich so begeistert davon war. Was also hat sich verändert? Wenn man den Expertinnen der intuitiven Ernährung Glauben schenkt, so ist die Aneignung der Fähigkeit, intuitiv zu essen ein langer, wenn nicht gar lebenslanger Prozess. Immer wieder tauchen alte Muster auf, die dem intuitiven Essen im Weg stehen und nicht immer ist es gleichermaßen möglich, bewusst, achtsam und intuitiv die eigenen Mahlzeiten zuzubereiten und einzunehmen. Nach einer anfänglichen Phase der Begeisterung und schöner Erfolge mussten auch wir feststellen, dass es leider doch nicht so einfach war, ein Buch über intuitive Ernährung zu lesen, die Prinzipien umzusetzen und für immer das Thema mit der Ernährung damit zu lösen. So erlebten wir nach diesem anfänglichen Hoch eine sehr lange Phase der bewussten Aufmerksamkeit auf das eigene Essverhalten und ein bewusstes Training der intuitiven Ernährung. Was ist das Problem dabei? Unser Fokus lag dadurch nach wie vor sehr stark auf dem Essen, der Essensauswahl, dem Essverhalten, der Zubereitung und der Einnahme unserer Mahlzeiten. Jede Speisen-Auswahl und jeder Essenssituation wurde von uns analysiert und auf den Grad der Achtsamkeit hin geprüft. Doch eigentlich hatten wir keine Lust mehr, so viel über das Essen nachzudenken und wollten dieses Thema am liebsten einfach loslassen. Wir waren müde geworden und hatten einfach Lust, uns anderen Themen zuzuwenden. Ein weiteres Problem bei der intuitiven Ernährung lag darin, dass sie kaum Antworten auf Herausforderungen mit emotionsregulierendem Essen bereithält. Sebastian und ich haben zu der Zeit beide das Essen als Bewältigungsstrategie im Umgang mit unangenehmen Emotionen eingesetzt. Das hat sich durch die intuitive Ernährung leider kaum verbessert. Mir erschien es so, als würde das Konzept der intuitiven Ernährung davon ausgehen, dass sich emotionsregulierendes Essen allein dadurch auflösen ließ, dass man sich keine Lebensmittel mehr verbot. Keine Frage, das ist ein wichtiger Schritt, um aus Schuld- und Schamkreisläufen ausbrechen zu können. Doch das Essen aus emotionalen Gründen mussten Sebastian und ich auf andere Art und Weise anpacken.


Junger Mann isst Schnitzel in Brauhauskeller

Der Blick nach außen ist der Schlüssel für Körperfrieden

Nochmal einen Schritt zurück: Die intuitive Ernährung löste also ein wesentliches Problem für uns nicht, nämlich den unangemessen starken Fokus auf das Thema Essen. Nach unserer Diätzeit kreisten wir gedanklich nun immer noch wie Satelliten um das Thema Ernährung und Essverhalten. Sicher, auf eine viel gesündere Art und Weise, aber dennoch blieben zu viele gedankliche Ressourcen an dieses Thema gebunden. Außer im Urlaub. In den 13 Jahren, die wir uns kennen, haben wir das Reisen immer mehr für uns entdeckt und irgendwann begriffen, dass im Urlaub irgendetwas ganz anders war. Unser Fokus wurde automatisch vom Thema Essen und dem eigenen Körper weggelenkt und auf unser Umfeld ausgerichtet. Wir waren auf unseren Reisen nach außen orientiert. Wir nahmen unsere Erlebnisse wahr, bewegten uns aus Freude und nahmen fremde Bräuche und kulturelle Besonderheiten begeistert in uns auf. Und wir genossen unser Essen aus Lust und Freude, ohne über Kalorien nachzudenken oder auf die Achtsamkeit beim Essen zu fokussieren. Wir spielten auch Entscheidungsprozesse, was genau wir zu welchem Zeitpunkt essen wollten nicht bis ins kleinste Detail gedanklich durch. Diese Außenorientierung im Urlaub brachte den gewünschten Fokus-Wechsel und Leichtigkeit in unser Essverhalten. Irgendwann beschlossen wir, diese Fähigkeit auch in den Alltag zu übertragen. Wir wollten nicht mehr Tag für Tag über uns selbst, unser Essen und unseren Körper nachdenken, sondern unsere Aufmerksamkeit verstärkt nach außen richten, auch im Alltag, nicht nur im Urlaub. Dadurch rückte die intuitive Ernährung und das Praktizieren dieser neuen Ernährungsform immer weiter in den Hintergrund. Gleichzeitig begann ich damit, mich mit dem emotionsregulären Essen zu beschäftigen und alternative Formen der Bewältigung zu testen.


glückliches Paar in Neopren T-shirt

Die Integration: Hoch lebe die Psychologie!

Bei meiner Suche nach alternativen Konzepten zum Thema emotionsregulierendes Essen erinnerte ich mich daran, dass die Psychologie einen riesengroßen Werkzeugkoffer bereithält, der uns in so vielen Lebenslagen Unterstützung bieten kann, und durfte feststellen: ebenso bei genau diesem Thema. Meine wichtigste Erkenntnis war, dass es im ersten Schritt nicht darum geht, neue Bewältigungsstrategien als Ersatz für das emotionsregulierende Essen zu etablieren, sondern das Fühlen der eigenen unangenehmen Gefühle wieder zu erlernen. Ich hatte es nicht wirklich gelernt, negative Gefühle auszuhalten, sondern versuchte diese sehr schnell mit Essen zu überdecken. Sebastian erlebte das ähnlich und genauso geht es vermutlich sehr vielen Menschen, die Essen als Bewältigungsstrategie einsetzen. Essen ist schnell verfügbar und verschafft uns direkt positive Gefühle. Da ist es verlockend, sehr schnell die unangenehmen Emotionen damit zu überdecken und daraus eine Gewohnheit entstehen zu lassen. Eine neue Bewältigungsstrategie würde hier bloß eine andere Maßnahme darstellen, Gefühle zuzudecken, aber das Problem nicht an der Wurzel packen. Also fing ich an, das Fühlen meiner herausfordernden Gefühle zu üben. Sehr hilfreich war dabei mein Tagebuch, das mir schon so oft geholfen hat, meine Gefühle zu sortieren. Erst die Erfahrung, dass ich meine eigenen Emotionen aushalten kann und dass es ok ist, diese Achterbahn der Gefühle zu durchleben, hat langfristig dazu beigetragen, dass ich kaum mehr Essen als Bewältigungsstrategie einsetze. Für mich ist es nicht erstrebenswert, dass das emotionsregulierende Essen überhaupt nie mehr vorkommt, denn ich habe auch die Sinnhaftigkeit und den Nutzen dieser Bewältigungsstrategie erkannt und konnte dadurch aufhören, mich dafür zu verurteilen, wenn ich das Essen doch mal wieder zu Hilfe nehme. Aber ich brauche das Essen als Bewältigungsstrategie heute viel seltener und wenn es doch vorkommt, erkenne ich das als Signal, dass meine anderen Bewältigungsstrategien für diese Herausforderung eben gerade noch nicht ausreichen.

Insgesamt stellte ich immer mehr stellte ich fest, dass ich meine Fixierung auf das Essen und meinem Körper nur dadurch lösen konnte, dass ich aufhörte, ständig über mein Essen, Essverhalten und meinen Körper nachzudenken. Ich begann, mich stattdessen mit meinem Geist zu beschäftigen, Glaubenssätze zu hinterfragen und mich in Themen wie Feminismus und Frauenbild einzulesen. Ich erkannte, wie stark gesellschaftlich geprägt unser Schönheitsbegriff ist und entwickelte eine innere Rebellion dagegen.

Auch Sebastian tauchte immer tiefer in diese neue Welt ein und war ebenso begeistert davon, an Glaubenssätzen zu arbeiten, statt über Essen und Ernährung nachzudenken. Unser Blick nach außen hat uns neue Perspektiven eröffnet und uns geholfen, uns von dem ständigen Kreisen um das Thema Essen zu lösen. Die gezielte Beschäftigung mit der Psychologie hat uns erkennen lassen, dass wir an unserem Geist und nicht an unserem Körper und unserem Essverhalten arbeiten müssen, wenn wir langfristig etwas verändern und endlich mit unserem Körper Frieden schließen möchten. Es hat 13 Jahre gedauert, an diesen Punkt zu kommen. Wir haben Mynd Shape gegründet, weil wir unseren Kundinnen hier eine Abkürzung anbieten möchten. Es erfüllt uns mit Sinn und großer Freunde, Frauen dabei zu begleiten, den Kampf mit dem eigenen Körper zu beenden, intuitiv (aber nicht verkrampft!) zu essen und ganz allgemein den Fokus auf die wirklich wichtigen Themen in ihrem Leben zu richten. Damit wird ungeheures Potential frei. Das ist unsere Mission.


Paar trägt Sonnenbrillen und lacht im Sommer in Badekleidung

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